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Shiku

Muh, das Telefonbuch

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Holundermond - Jutta Wilke Nele ist am Boden zerstört - die Trennung ihrer Eltern steht nun endgültig bevor, ihr Vater hat bereits seine Sachen gepackt und ist abgefahren. Ihr einziger Trost ist, dass sie bald einige Zeit bei ihm verbringen wird. Doch als er überraschend wiederkommt und auch dies absagen muss, weil sich mal wieder seine Arbeit zwischen ihn und seine Familie drängt, fasst sie einen Entschluss: Kurzerhand packt sie ihre Sachen und versteckt sich im Auto ihres Vaters. Entdeckt wird sie erst, als es viel zu spät ist, sie noch zurückzubringen und so begleitet sie ihren Vater Jan in die Nähe von Wien. Doch auf dem Weg dorthin gibt es bereits den ersten seltsamen Vorfall - ein anderes Auto drängt ihres beinahe von der Fahrbahn ab, nur knapp entkommen Nele und ihr Vater einem Unfall.
Und damit hört es noch lange nicht auf. Am Ziel angekommen, soll ihr Vater eigentlich drei mysteriöse Diebstähle untersuchen, aber Dr. Holzer, der ihn eigentlich unterstützen soll, wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen. Was Nele und die anderen nicht wissen: Er hat seine eigenen, finsteren Pläne und will Nele und ihren Vater so schnell wie möglich los werden. Am besten mit Gewalt.
Als Jan plötzlich verschwunden ist, ist es an Nele und dem Jungen Flavio, das Rätsel hinter den Diebstählen zu lüften und Holzer aufzuhalten ...

"Holundermond" fängt eigentlich ziemlich toll an. Als klar war, wie Neles momentane Situation aussieht, hatte ich einen seltsamen Kloß im Hals, der vor allem damit zusammenhängt, dass Neles Gefühle sehr deutlich und verständlich umschrieben sind.
Auch alles weitere, ihr Entschluss, heimlich mit ihrem Vater zu reisen, die Fahrt, die Ankunft klangen vielversprechend; aber als gleich im dritten Kapitel (demnach Seite 31) der "Bösewicht" des Buches ziemlich klar umrissen wird, war ich bereits etwas enttäuscht. Natürlich kann alles nicht allzu undurchsichtig sein, immerhin ist das Buch hauptsächlich an Kinder (ab 10 Jahren) gerichtet, aber müssen die Karten deswegen fast von Anfang an auf dem Tisch liegen?
Allerdings muss dazu gesagt werden, dass nicht gleich alles komplett erzählt wird - es gibt ja noch einige Sachen, die Rätsel aufgeben: die gestohlenen Gegenstände, das Kloster, in dem sich Flavio und Nele sehr oft umsehen müssen ... -, nur kann man als etwas älterer Leser das meiste recht schnell erahnen.
Vielleicht fallen auch andere Dinge weniger auf, wenn man noch jünger ist - mich für meinen Teil haben kleine Unstimmigkeiten schon gestört. So meint Nele einmal beispielsweise, dass sie auch ins Kloster gehen kann, wenn Jan noch weg ist. Später heißt es - ohne dass irgendwas geschehen ist, das einen Verdacht begründet hätte - sie wolle dort nach ihm suchen.
Manchmal ist es auch einfach nur der simple Zufall, der stutzig macht. So hat Nele später auf einmal die Eingebung, dass sie in einer Schatzkammer nachsehen müssen. Zwar gab es kleine Punkte, die unter Umständen zu dieser Entscheidung hätten hinführen können, aber so wie es geschildert ist, erscheint das alles sehr plötzlich und unzusammenhängend - eben zufällig.

Das sind Dinge, die der Handlung etwas die Spannung nehmen. Nichts kommt wirklich überraschend, was aber wie gesagt auch anders sein kann.
Leider wird es auch nicht durch die Charaktere ausgeglichen. Die meisten kommen gar nicht oft genug vor, um wirklich eine Bindung zu ihnen eingehen zu können. Flavio ist zwar ein netter Kerl, aber auch bei ihm fehlt die richtige Nähe. Nur Nele, aus deren Perspektive der Text hauptsächlich erzählt wird, wenn auch aus der personalen Erzählperspektive, kommt dem Leser etwas näher. Allerdings ist sie in einem Alter, das nicht jedermanns Sache sein dürfte. Wenn sie rummosert, nur weil Flavio ein anderes Mädchen kennt und ihn aber beschuldigt, ein Tamtam um sie zu machen, mag das für zehn- bis dreizehnjährige Mädchen vielleicht verständlich sein. Für mich nicht.
Dennoch: Vollkommene Distanz schafft dies nicht. Es gibt immer wieder Situationen, in denen die Charaktere einem leidtun oder in denen sie wirklich süß sind oder eben der Wunsch entsteht, dass die anderen sich besser um sie kümmern sollten. Wirkliche Nähe entsteht aber nie.
Auch der Stil der Autorin ist eher einfach, was aber auf die Zielgruppe zurückzuführen ist und daher auch nur angebracht ist - dadurch lässt sich das Buch schnell und angenehm lesen.

Letzten Endes bleibt "Holundermond" ein angenehmes, aber nicht allzu mitreißendes oder spannendes Buch. Wirklich empfehlen kann ich es nur für jüngere Leser, die mit den Charakteren sicherlich besser zurecht kommen und denen andere Dinge leichter nachvollziehbar erscheinen werden, was das Buch auch spannender machen wird. Für ältere Leser ist das Buch bestenfalls eine schnelle Lektüre zwischendurch, auf die aber auch verzichtet werden kann.