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Shiku

Muh, das Telefonbuch

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Flying Moon - Katrin Bongard 2.5
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Abgesehen von ihrem Namen ist Moon ein ganz normales Mädchen, auch wenn die Sorgen daheim bisweilen ungewöhnlicher Natur sind. Seit der Trennung ihrer Eltern hat ihre Mutter alles, was mit Film und Fernsehen zu tun hat, aus ihrem Leben verbannt; seit einem Jahr haben Moon und ihr Bruder Lion ihren Vater nicht mehr gesehen. Doch dann findet an ihrer Schule ein Casting statt, bei dem sie mit einem ihrer Freunde, Karl, teilnimmt und überzeugt. Eigentlich hat sie zunächst keine große Lust, am Film mitzuwirken, doch als sie das Drehbuch liest und feststellt, dass es von ihrem Vater stammt, steht ihr Entschluss fest. Sie stimmt zu, die weibliche Hauptrolle zu übernehmen.
Dabei warten an Set einige Überraschungen auf sie: Nicht nur lernt sie das Leben als Schauspielerin kennen, sie trifft auch jemanden aus ihrer Vergangenheit, mit dem sie nur wenige Stunden verbrachte – den sie seitdem aber nie vergessen konnte.


„Flying Moon“ schien mir zunächst ein vielversprechendes Büchlein zu sein. Die Kulisse ist denkbar günstig: Man ist beim Dreh, sieht tagtäglich wie gut jemand schauspielern kann, und ja, dann kann man schon mal zweifeln, ob man dieser Person, die auch noch einen schlechten Ruf hat, Glauben schenken sollte. Wenn du für deinen Lebensunterhalt schauspielerst, warum solltest du es nicht auch an anderer Stelle tun? Ich hatte eine Romanze mit großer Unsicherheit und einer Atmosphäre des Zweifelns erwartet, wurde in dieser Hinsicht aber eher enttäuscht.

Um das Positive vorweg zu nehmen: Die Geschichte war zunächst interessant, und auch wenn der Schreibstil bisweilen ein wenig ungelenk wirkte und der eine oder andere Fehler doch übersehen wurde, so ließ sich der Text dennoch leicht lesen. Außerdem möchte ich an dieser Stelle einmal loben, dass Moon nicht sofort von unsterblicher Liebe redet, sondern ihre Gefühle als genau das beschrieben werden, was sie auch sind: ein Verliebtsein. Es ist die Geschichte eines jungen Mädchens, das das erste Mal Schmetterlinge im Bauch hat, und nichts anderes soll einem hier verkauft werden.

Leider habe ich von den Gefühlen – obwohl sie beschrieben wurden – nicht viel mitbekommen. Ich habe von ihrer Verliebtheit gelesen, konnte sie aber nie spüren, was leider für so ziemlich alle Emotionen gilt, die „Flying Moon“ hätte wecken können. Dafür sind die Beziehungen, ihre Darstellungen, wie wir sie als Leser erfahren können, viel zu oberflächlich. Wäre das anders, wäre auch das Buch an sich wesentlich spannender, was letzten Endes leider nicht der Fall ist.
Denn nach circa 40% des Buches ist immer noch nichts wirklich passiert. Sie drehen den Film, Moon macht sich wegen einiger Dinge Sorgen und … ja, was?
Es passiert nie wirklich etwas, und wann immer etwas beschrieben wurde, was wahrscheinlich dramatisch sein sollte oder in irgendeiner Weise Moon verunsichern sollte, konnte ich nur hilflos mit den Schultern zucken und „Na und?“ fragen. Nichts davon war dramatisch oder mitreißend – oder überhaupt überraschend – und ich musste mich eher fragen, warum Moon ausgerechnet jetzt zweifelt.

Allerdings hängt damit auch zusammen, dass ich nie das Gefühl hatte, ich hätte Moon oder irgendjemand anderes wirklich kennengelernt. Sie waren Namen und würde mich jetzt jemand bitten, etwas über die Charaktere zu erzählen, könnte ich lediglich ihre Namen nennen und sagen, dass sie Schauspieler sind. Zugegeben, im Falle von Moon könnte noch erwähnt werden, dass sie sich manchmal wirklich störrisch und gewollt blöd verhält, was mehr Probleme bereitet als alles andere. Reicht das als Charakterisierung? Wohl kaum.
Auch das Filmgeschäft habe ich nicht weiter entdecken können, beziehungsweise: Ich habe nichts erfahren, was ich nicht vorher schon wusste. Besonders schade war, dass wir nie wirklich erfahren, worum es in dem Film geht, was die Beweggründe der Figuren dieser Geschichte sind. Das hätte sicherlich noch zur Atmosphäre beigetragen, so aber wird uns der grobe Inhalt mitgeteilt und das war’s. Bisweilen schien mir der Film interessanter als das eigentliche Buch zu sein, aber da die dortigen Möglichkeiten in keiner Weise ausgeschöpft werden, konnte mich auch das nicht lange unterhalten.
Diese Oberflächlichkeit zeigt sich auch in vielen anderen Aspekten der Geschichte. Es werden einige wichtige Probleme angedeutet, aber weiter ausbearbeitet wurden sie nie.

Das klingt jetzt alles furchtbar negativ, dabei fand ich „Flying Moon“ gar nicht mal so schlecht – nur eben auch nicht gut. Die Ausgangsposition des Buches gefiel mir schließlich und die Enttäuschung stellte sich erst mit der Zeit ein. Bis dahin war es eine durchaus angenehme, wenn auch sehr, sehr kurzweilige Leseerfahrung. Auch später, als mich der Inhalt immer weniger interessierte, lies es sich gut lesen und für die leichte Ablenkung zwischendurch reicht das Buch allemal.


„Flying Moon“ ist, insgesamt gesehen, leider zu oberflächlich, um wirklich gut zu sein. Ein richtiger Einblick fehlt sowohl ins Filmbusiness als auch in die Charaktere und ihre Gefühle. Das Resultat ist nicht schwer zu erahnen: Vieles, was passiert, kümmerte mich einfach nicht.
Trotzdem ist es eine in den Ansätzen niedliche Geschichte, die sich zumindest gut lesen lässt.